Donnerstag, 27. Juli 2006

Don't step on my blue mood shoes

Mit der Glutofenhitze ebbt auch die sommerlöchrige Diskussion über Flip-Flops, Stringtangas und Arschgeweihe langsam ab. Herr Kid liefert mit seinem Beitrag samt Link zum lockigen Selbstbildnis am Strand einen Nachschlag, der zwangsläufig weitere Überlegungen zur adäquaten Sommerbekleidung nach sich zieht.

Das Bildnis des Herrn Kid lässt mich, bisher eine überzeugte Gegnerin der männlichen Ganzkörperrasur, ernsthaft eine Aufweichung meines Standpunktes erwägen. Und Frisur, Sonnenbrille, Badehose und Ring gehen natürlich überhaupt nicht. Wenigstens eines aber hat Herr Kid absolut richtig gemacht. Er trägt Lederschuhe. In den richtigen Farben. Keine aus Autoreifen herausgeschnittenen Bergsteigersandalen, keine Flip-Flops, keine Turnschuhe. Echte Schuhe.

Gut, man kann sich jetzt bestimmt darüber ereifern, ob es selbst am Sandstrand unbedingt italienische Casanovatreter sein müssen. Auch die Sockenfrage muss gestellt werden. Mediterrane Männer, die ich kenne, stecken vorzugsweise nackten Fuß in den Lederschuh. Mein Herr Papa hingegen schwor, als er noch seinem Beruf nachging, auf weiße, wadenhohe Socken im braunen oder schwarzen Lederschuh. Der Inbegriff an Eleganz!, pflegte er zu sagen. Irgendwann, als sich die Eleganz längst weg von der weißen Socke entwickelt hatte, musste ich ihn darauf hinweisen, dass sich der modische Geschmack gewandelt hatte. Erschrocken reagierte er durch sofortiges Verbrennen seiner weißen Sockenbestände.

Aber vielleicht erlebt die weiße Herrensocke demnächst eine Renaissance? Ich warte auch darauf, dass morgen oder übermorgen, wenn die Schuhgeschäfte die Winterkollektionen in die Auslagen stellen, endlich wieder Moonboots oder diese zotteligen Yakbeine, die aussehen, als habe man seine Füße zwei Langhaarterriern in die Mäuler gestopft, aufgelegt werden. Letztere verbinde ich gedanklich mit Jane Birkin. Wahrscheinlich wurde ich irgendwann in grauer Vorzeit durch ein Starfoto der Je-t'aime-Seufzerin traumatisiert.

Moi non plus! Ich komme vom Hundertsten ins Tausendste. Als der damalige Papst Paul VI. den Song als beschämende Obszönität bezeichnete, war ich auf Grund meines zarten Alters noch nicht in der Lage, die empörte Diskussion zu würdigen, die Komponist und Mitseufzer Serge Gainsbourg auslöste. Da sich aber das Lied noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte hielt, kam ich später auf den Geschmack der Provokation und fand den Gainsbourg einfach nur toll. Irgendwann habe ich sogar sein Grab in Paris Montparnasse besucht. Und wenn mir die Erinnerung keinen Streich spielt, hatte ich zu dieser Gelegenheit die Füße sogar in Langhaarterriern stecken, die damals allerdings auch nicht mehr auf der Höhe des Zeitgeistes waren. Aber nicht umsonst bin ich die Tochter meines Vaters und verpasse ab und zu die letzte modische Entwicklung. Außerdem hatte ich die Zottelstiefel von meiner älteren Schwester geerbt, deren Stil ich zu kopieren versuchte, wenn auch mit einigen Jahren Verzug. Dass ich deswegen ein ernsthaftes Akzeptanzproblem bei meinen gleichaltrigen Mitmädels hatte, ist eine andere Geschichte.

Solange jedenfalls Herr Kid seine braunen Lederschuhe und die passenden Socken in allen Lebenslagen anbehält, bleibt die Welt in Ordnung. Ich darf mich weiterhin träge durch den Sommer treiben lassen und den merkwürdigen Assoziationen nachgehen, die noch merkwürdigere Kleidungswahl in mir auslöst.

Warum?

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