Von Fußball und von Plastikgeld
Von Fußball versteh ich nichts. Das Argentinienspiel wollt ich nur wegen Maradonna sehen. Und wurde enttäuscht. Am Abend danach, beim genialen Italiener, der raumhohe Fensterflügel zum Wegklappen hat und dadurch seinen Terrassenanteil bis hinein ins Lokal ausdehnen kann, wurde ich mit den Brasilianern konfrontiert. Und mit den Franzosen. Aber die waren mir egal.
Also, ich genieße die Abendluft auf der Terrasse, nippe Rotwein dabei und sehe die gelben Männer gegen die weißen kicken dort drin im Lokal auf dem Großbildschirm. Und der Reporter aus dem Off macht ein Riesenspektakel aus der Zurückhaltung der Brasilianer, die an Arroganz grenze, sich die Mannschaft aber jetzt mal umstellen müsse.
Ich denk, die sind doch einfach nur schlecht. Da bewegt sich keiner auch nur ein Jota zu viel, während die Weißen sich den A**** aufreißen und zwischen den gelben Säulenheiligen Slalom laufen. Und ich sag zum Begleiter: Kann es sein, dass die Brasilianer gar nicht gut Fußball spielen können? Und der Begleiter sagt zu mir: Ach, du verstehst nichts vom Fußball. -- Aber das habe ich ja schon ganz zu Anfang zugegeben.
Ich verstehe auch nichts vom bargeldlosen Zahlungsverkehr. Alle wollen sie mir Plastikkarten andrehen, mit denen ich irgendetwas bezahlen soll. Sogar unser Nationaltrainer, der Jürgen Klinsmann heißt und eine Ausstrahlung hat, die zwischen Heintje und Herrn Kaiser angesiedelt ist, schubst mich ständig herum und will, dass ich zur Sparkasse gehe und die Mastercard hole.
Ich will aber nicht zur Sparkasse, ich will nämlich auch keine Mastercard. Mir reicht die Erfahrung mit der Sparcard, die ich unlängst in einem Anfall geistiger Umnachtung bestellt hatte, weil die Zinsen höher sind und man sogar im Auslandsurlaub umsonst Geld abheben kann. Geködert haben sie mich mit meiner Gier.
Dann passierte, was kommen musste. Man kann mit dieser Sparcard nicht auf die Filiale gehen und sagen, ich will da Geld drauf einzahlen. Muss man alles online machen. Ich registriere mich also bei meiner Bank im Internetz, lege einen Benutzernamen an und ein Passwort und genau in dem Moment klingelt das Telefon und ich komm nicht mehr weiter und denke erst drei Tage später wieder daran.
Dann wollte ich weiter machen, wo ich aufgehört hatte. Aber ich erinnerte mich nicht mehr an mein Passwort. Genau genommen erinnerte ich mich an gar nichts mehr, weder an mein Passwort, noch an den Benutzernamen. Der zu Hilfe gerufene Mister sagte, soviel Demenz sei ungewöhnlich, und riet zur Wiederholung der Registrierung unter neuem Benutzernamen.
Nach einiger Zeit habe ich mich dann zu einem Benutzernamen durchringen können, aber als ich den eintippte, meldete die Netzbank, dass der Name schon vergeben sei. Der Mister wurde stutzig. Weil mein Wahlname war jetzt nicht sowas einfaches wie Schickse. Er war eher ungewöhnlich. Ungewöhnlich lang und ungewöhnlich in der Zusammensetzung. -- Ist es möglich, dass du schon beim letzten Mal diesen Namen angegeben hast?, fragte der Mister. Ja, sagte ich, so war es wohl. Und ich fühlte die Schamesröte in meine Wangen steigen.
Also gehen wir daran, zur Benutzerkennung einfach ein neues Passwort einzurichten. Dazu braucht man bei der Netzbank die Nummer der Sparcard und die PIN fürs Telefonbanking. Wo haste die denn?, fragt der Mister und ich weiß in dieser Sekunde, dass ich überhaupt gar nicht für den bargeldlosen Zahlungsverkehr geeignet bin. Denn die Telefonbanking-PIN habe ich sofort nach Erhalt geändert, weil das so dort gestanden hat in der Anleitung. Ich hab sie geändert und die neue PIN gleich darauf vergessen.
Der Mister ist dann gegangen. Zum Weinen in den Keller, hat er gesagt. Und ich am nächsten Tag zur Bank. Hab ihnen die Sparcard hingelegt und gesagt, ich brauch die nicht mehr. Eigentlich hätte ich sagen sollen, ich will sie nicht, oder noch ehrlicher, ich komm nicht zurecht damit.
Aber man outet sich in der Öffentlichkeit ja eher ungern als inkompatibel zu dem, was zählt im modernen Leben, zu Fußball und zu Plastikgeld.
Also, ich genieße die Abendluft auf der Terrasse, nippe Rotwein dabei und sehe die gelben Männer gegen die weißen kicken dort drin im Lokal auf dem Großbildschirm. Und der Reporter aus dem Off macht ein Riesenspektakel aus der Zurückhaltung der Brasilianer, die an Arroganz grenze, sich die Mannschaft aber jetzt mal umstellen müsse.
Ich denk, die sind doch einfach nur schlecht. Da bewegt sich keiner auch nur ein Jota zu viel, während die Weißen sich den A**** aufreißen und zwischen den gelben Säulenheiligen Slalom laufen. Und ich sag zum Begleiter: Kann es sein, dass die Brasilianer gar nicht gut Fußball spielen können? Und der Begleiter sagt zu mir: Ach, du verstehst nichts vom Fußball. -- Aber das habe ich ja schon ganz zu Anfang zugegeben.
Ich verstehe auch nichts vom bargeldlosen Zahlungsverkehr. Alle wollen sie mir Plastikkarten andrehen, mit denen ich irgendetwas bezahlen soll. Sogar unser Nationaltrainer, der Jürgen Klinsmann heißt und eine Ausstrahlung hat, die zwischen Heintje und Herrn Kaiser angesiedelt ist, schubst mich ständig herum und will, dass ich zur Sparkasse gehe und die Mastercard hole.
Ich will aber nicht zur Sparkasse, ich will nämlich auch keine Mastercard. Mir reicht die Erfahrung mit der Sparcard, die ich unlängst in einem Anfall geistiger Umnachtung bestellt hatte, weil die Zinsen höher sind und man sogar im Auslandsurlaub umsonst Geld abheben kann. Geködert haben sie mich mit meiner Gier.
Dann passierte, was kommen musste. Man kann mit dieser Sparcard nicht auf die Filiale gehen und sagen, ich will da Geld drauf einzahlen. Muss man alles online machen. Ich registriere mich also bei meiner Bank im Internetz, lege einen Benutzernamen an und ein Passwort und genau in dem Moment klingelt das Telefon und ich komm nicht mehr weiter und denke erst drei Tage später wieder daran.
Dann wollte ich weiter machen, wo ich aufgehört hatte. Aber ich erinnerte mich nicht mehr an mein Passwort. Genau genommen erinnerte ich mich an gar nichts mehr, weder an mein Passwort, noch an den Benutzernamen. Der zu Hilfe gerufene Mister sagte, soviel Demenz sei ungewöhnlich, und riet zur Wiederholung der Registrierung unter neuem Benutzernamen.
Nach einiger Zeit habe ich mich dann zu einem Benutzernamen durchringen können, aber als ich den eintippte, meldete die Netzbank, dass der Name schon vergeben sei. Der Mister wurde stutzig. Weil mein Wahlname war jetzt nicht sowas einfaches wie Schickse. Er war eher ungewöhnlich. Ungewöhnlich lang und ungewöhnlich in der Zusammensetzung. -- Ist es möglich, dass du schon beim letzten Mal diesen Namen angegeben hast?, fragte der Mister. Ja, sagte ich, so war es wohl. Und ich fühlte die Schamesröte in meine Wangen steigen.
Also gehen wir daran, zur Benutzerkennung einfach ein neues Passwort einzurichten. Dazu braucht man bei der Netzbank die Nummer der Sparcard und die PIN fürs Telefonbanking. Wo haste die denn?, fragt der Mister und ich weiß in dieser Sekunde, dass ich überhaupt gar nicht für den bargeldlosen Zahlungsverkehr geeignet bin. Denn die Telefonbanking-PIN habe ich sofort nach Erhalt geändert, weil das so dort gestanden hat in der Anleitung. Ich hab sie geändert und die neue PIN gleich darauf vergessen.
Der Mister ist dann gegangen. Zum Weinen in den Keller, hat er gesagt. Und ich am nächsten Tag zur Bank. Hab ihnen die Sparcard hingelegt und gesagt, ich brauch die nicht mehr. Eigentlich hätte ich sagen sollen, ich will sie nicht, oder noch ehrlicher, ich komm nicht zurecht damit.
Aber man outet sich in der Öffentlichkeit ja eher ungern als inkompatibel zu dem, was zählt im modernen Leben, zu Fußball und zu Plastikgeld.
Modernes Leben der schickse, dahingetippt so gegen 12 Uhr am 3. Juli 2006