Sommer auf Rügen (5)

Vollkommen perplex saß Regina Zölis im Strandkorb. Der junge Mann, der sie im Hotel als Kellner verkleidet auf Constantin Steiner angesprochen hatte, stand ein paar Meter entfernt mit dem Rücken zu ihr im feuchten Sand an der Wasserlinie. Im Mondlicht sah sie die Rauchwolke seiner Zigarette. Regina fröstelte, nicht wegen der Temperatur, sondern wegen der unglaublichen Dinge, die der Kerl ihr aufgetischt hatte, bevor er sie im Strandkorb alleine zurückließ.

Sie hatten sich auf das Treffen in der nächtlichen Abgeschiedenheit des Meeresstrandes geeinigt, nachdem er ihr bedeutet hatte, dass sein Anliegen sicher einige Zeit in Anspruch nehmen würde und besser unter vier Augen besprochen werden solle. Angst hatte Regina Zölis vor der Verabredung nicht gehabt. Sie konnte auf sich aufpassen. Jetzt aber kroch ihr die Furcht doch mit eiskalten Fingern den Rücken hinauf.

Der junge Mann hatte sich als Carl Sturm vorgestellt und ihr innerhalb einer knappen Stunde klar gemacht, dass er nicht nur ihren verstorbenen Kunden, Constantin Steiner, besser kannte als sie selbst, sondern auch über Reginas Beziehung zu Steiner, sowie über ihr gesamtes professionelles Leben Bescheid wusste, als zählte er selbst seit Jahren zu ihren Stammkunden.
Gerade als die junge Frau zu der Ansicht gelangt war, dieser Sturm müsse Polizist sein, vielleicht von der Sitte oder den Finanzbehörden, hatte er plötzlich das Thema gewechselt: Constantin Steiner hat dich immer als seine Himmelskönigin bezeichnet. Mit Respekt hat er dich behandelt, nie als die Hure, die du in Wirklichkeit bist. Insgeheim aber hat er immer davon geträumt, dich zu ficken. Und deshalb bin ich jetzt hier.

Woher wissen Sie das alles? Wer sind sie?, stammelte Regina verunsichert. Dieser Carl Sturm bereitete ihr Unbehagen. Trotz seiner offensichtlichen Jugend, er konnte nicht viel älter als achtzehn oder neunzehn sein, verfügte er über die Erfahrung und das Auftreten eines erwachsenen Mannes, die sie einschüchterten wie ein kleines Mädchen.
Sagen wir einmal: In meinen Adern fließt indirekt das Blut Constantin Steiners, antwortete Carl Sturm. Ich bin so etwas Ähnliches wie Constantins Testamentsvollstrecker. In der Schublade deines Nachttischchens im Hotel liegt ein Kuvert mit eintausend Euro in bar. Das sollte selbst bei deinen Tarifen ausreichend für eine Nacht sein. Ich erwarte dich morgen Abend um sieben an der Hotelbar. Das kleine Schwarze, Strümpfe und deine High-Heels reichen völlig aus.
Mit diesen Worten war der junge Mann aufgestanden und auf das Meer zugegangen. Jetzt warf er den Zigarettenstummel in die Brandung und marschierte am Strand entlang davon, ohne noch einmal zu Regina zurückzublicken.


Langsam, mit zögernden Schritten ging die junge Frau zurück zum Hotel. Indirekt das Blut Steiners?, rätselte sie. Vielleicht war er ein Enkel des alten Mannes? Aber welcher Enkel weiß schon im letzten pikanten Detail, welches Verhältnis der Großvater zu einer Prostituierten hatte?
Eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Sturm und Steiner konnte man vielleicht wirklich konstatieren. Aber andererseits hatte dieses Mordopfer, Sander hieß er wohl, eine viel deutlichere Ähnlichkeit mit Constantin Steiner gehabt. Konnte das möglich sein? Großvater, Vater, Sohn? Steiner, Sander, Sturm? Alle drei hatten Vornamen, die mit dem Buchstaben C begannen? Waren das womöglich angenommene Decknamen? Aber wozu? Wurde sie einfach langsam verrückt und merkte es nicht?

In ihrem Zimmer öffnete Regina Zölis die Nachttischschublade. Darin lag ein Hotelkuvert, in dem zwei Fünfhunderter steckten.

Warum?

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